Im letzten Jahr gab es ein Interview mit Petra Tomschi, das Susanne Barg, Beraterin bei Barg&Partner geführt hat. Es erschien in Ihrer Rubrik ...
in diesem Fall ....
(Dieses Interview und verschiedenes andere finden Sie bei bargundpartner.de.)
Veröffentlicht am 26. September 2014 von Susanne Barg:
Der Hinweis einer Freundin und Kollegin brachte mich neulich erfreulicherweise auf „Das Vielfühler Buch„, das ich vor ein paar Tagen hier schon kurz vorgestellt habe. Petra Tomschi, Diplom-Psychologin und Coach in München, hat es geschrieben und gestaltet. Grund genug, sie auf einen Kaffee einzuladen. Hier unsere Fragen und Antworten.
Petra Tomschi
geboren am zweiten Frühlingstag des Jahres
reist gerne mit ihrem gelben Bus und geniesst die Spontanität des Augenblicks
findet Menschen faszinierend, denen es gelingt, ihre Träume zu leben
staunt über die Wunder der Natur, im Kleinen wie im großen Ganzen
Wie sind Sie auf das Thema Hochsensibilität aufmerksam geworden, Frau Tomschi?
Manchmal findet man im Innen das gleiche wie im Außen … ich bin immer wieder darüber gestolpert, dass meine Gefühlsamplituden höher zu sein schienen als die der meisten anderen. Irgendwann habe ich nach Begriffen wie „übersensibel, hochsensibel u.ä.“ gegoogelt und bin -für mich überraschenderweise- fündig geworden. Als Psychologin und Coach hatte ich neben der eigenen Neugier auch ein berufliches Interesse. Dann hat mich der Forscherdrang gepackt und nicht mehr los gelassen …
Welches Anliegen verbinden Sie mit dem Buch?
Verschiedene, das Buch ist das Ergebnis vieler Gedanken zur Hochsensibilität und zum Leben an sich. Ich habe viel von dem hinein gepackt, was mir an beruflicher und persönlicher Erfahrung weitergebenswert erscheint. Insbesondere wollte ich zeigen, wie man mit dieser besonderen Veranlagung gut durchs Leben navigieren kann und sich dabei weder besser, noch minderwertiger fühlen muss als Menschen, die nicht in dieser intensiven Weise wahrnehmen und empfinden. Und ich wollte ein Buch schreiben und gestalten, das man gerne in die Hand nimmt, weil es nicht nur aus schwarzen Buchstaben auf weissem Papier besteht. Es soll dem Leser ab und zu ein Schmunzeln entlocken, auch wenn es einen ernsthaften Anspruch hat. Diese Komponente vermisse ich oft bei Sachbüchern.
Was mögen Sie besonders an Ihrer Arbeit?
Das Vertrauen, das Menschen mir entgegen bringen, die Intensität mit der ich Teil haben darf an der Thematik, die die Menschen zu mir bringt. Ich finde, das ist eine große Verantwortung, der ich versuche, mit allem, was ich kann, gerecht zu werden. Manchmal ist es anspruchsvoll, gleichzeitig aber wunderbar, wenn sich für jemand eine Tür öffnet, die er oder sie vorher nicht gesehen hat oder wenn der Schlüssel fehlte, um sie zu öffnen.
Welche Stationen waren wichtig für Sie?
Die Weggabelungen, an denen ich entscheiden musste, in welche Richtung es weiter gehen sollte. Das waren keine einfachen Zeiten, aber an diesen Stellen habe ich – vor allem in der Rückschau – den Eindruck, bin ich als Mensch immer ein Stück gewachsen. Man braucht immer Mut, einen neuen Weg einzuschlagen, doch ich möchte die Erfahrungen nicht missen, die ich daraus gewinnen konnte.
Was war ihr Berufswunsch, als Sie 14 waren?
Ich hatte schon damals eine Vorliebe für alles Kreative ... malen, zeichnen, basteln … Als dann die Berufswahl anstand, war ich mir nicht mehr sicher, ob ich das auf „Knopfdruck“ würde abrufen können. So ist das „Künstlerische“ ein ständiger Begleiter geblieben und hat auch in der Gestaltung des Buchs seinen Ausdruck gefunden. Ich hatte viel Freude daran, mich mit Schriftarten, Fotobearbeitung, Buchsatz, etc. auseinanderzusetzen, um „meinem“ Buch die Erscheinung zu geben, die ich mir vorgestellt habe.
Welches Buch lesen Sie zur Zeit?
„Wie lebe ich ein gutes Leben“ von Albert Kitzler – eine schöne Zusammenfassung der Weisheiten großer Denker und ihre Anwendung auf das Leben heute. So einfach die Weisheit oft erscheint, so schwierig ist es, sie in wirksames Handeln zu übersetzen. Erst dann macht Weisheit weise, wie ich aus dem Buch gelernt habe ;-).
Was würden Sie während eines Sabbaticals tun?
Ich würde viel Zeit in der Natur und mit mir selbst verbringen. Ich würde nachzuspüren, was sonst zu kurz kommt, und dem Raum geben. In der heutigen Zeit will immer irgendwas „gemacht“ sein. Ich wäre gerne planlos und würde mir die Zeit nehmen, zu „sein“. An Orten, die mir gut tun, ohne vorher schon wissen zu müssen, wo ich morgen sein werde und was der Tag bringen wird.
Was bedeutet Schreiben für Sie?
Das Sortieren der Gedanken, die sonst in ungeordneten Bahnen kreisen. Das Festhalten des Flüchtigen, das sonst einfach durch Neues abgelöst würde und vielleicht in Vergessenheit geraten würde. Eine Art des Denkens mit Entschleunigungs- und Aufzeichnungsfunktion – und Löschmöglichkeit. Außerdem ist es die Möglichkeit, sich anderen mitzuteilen, ob in einem Brief oder in einem Buch …
Welche Veränderungen wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir sehr, dass die Menschen wieder verstehen, dass sie Teil eines Ganzen sind und auch mit anderen Lebewesen in einer Gemeinschaft leben, in der alle voneinander abhängig sind. Ich wünsche mir, dass die kurzfristige Sicht, die heute viele Aspekte außer Acht lässt, einer langfristigen weicht, in der Menschen verstehen, dass sie nur eine Art von vielen sind, die nicht gut daran tut, den Lebensraum anderer immer weiter einzuschränken, um am Ende womöglich selbst am meisten darunter zu leiden.
Welche Entscheidung möchten Sie nicht missen?
Den Schritt in die Selbständigkeit. Diese Entscheidung hat mir ermöglicht, die Abhängigkeit von sogenannten „Autoritätspersonen“ zu verringern. Heute bin in selbst verantwortlich für Erfolg und Misserfolg und das ist für mich persönlich die bessere Alternative.
Wie verbringen Sie am liebsten Ihren Urlaub?
In einem gelben Bus, der uns schon seit vielen Jahren unterwegs Heimat ist und uns ermöglicht an vielen schönen Orten zu verweilen. Die paar Quadratmeter auf 4 Rädern versetzen mich ganz schnell in eine andere Welt, in der vieles, was sonst so wichtig erscheint, ganz nebensächlich wird und die Schönheit des Einfachen in den Vordergrund tritt.
Worauf möchten Sie nicht verzichten?
Verzichten klingt so, als müsse man unfreiwillig etwas hergeben. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besonders bereichernd sein kann, loszulassen, was man meint, unbedingt zu brauchen. Um es mit einem Buchtitel zu sagen … Wer loslässt, hat zwei Hände frei.
Vielen Dank für diese Einblicke, Frau Tomschi! Das Buch ist sehr lesenswert, ausgesprochen schön gestaltet und eignet sich auch sehr gut als Geschenk!